RATGEBER
Ab
40 regelmäßig zum Augenarzt
Experten beantworten Fragen zu Glaukom und Makuladegeneration
Großes Interesse fand unsere gestrige Telefonaktion
zu den beiden chronischen Augenerkrankungen Glaukom und
Makuladegeneration, die vom Deutschen Grünen Kreuz
und der Initiative Auge e. V. unterstützt wurde.
Am häufigsten erkundigten sich die Anruferinnen und
Anrufer bei den Medizinern Dr. Michael Kärn und Dr.
Klaus Mayer nach erfolgversprechenden Behandlungsmethoden.
Die wichtigsten Fragen und Antworten haben wir nachfolgend
zusammengefasst.
Am Lesertelefon: Dr. Michael Kärn und Dr. Klaus Mayer
Wie merke ich, ob ich
an einem Grünen Star leide?
Leider merken Sie davon lange Zeit meist überhaupt
nichts. Irgendwann einmal fällt Ihnen vielleicht
auf, dass Sie mit dem Bein an einen Stuhl oder Tisch gestoßen
sind, den Sie gar nicht wahrgenommen haben. Beim Grünen
Star verschwindet nämlich zuerst der Rand des Gesichtsfeldes.
Dann sind die Krankheit aber schon sehr weit fortgeschritten
und die Schäden am Sehnerveii bereits beträchtlich.
Vorsorgen können Sie nur durch die rechtzeitige Glaukom-Früherkennungsuntersuchung
beim Augenarzt.
Welches ist der
richtige Zeitpunkt für die Glaukom-Früherkennungsuntersuchung?
Beim Grünen Star kommt es ganz
entscheidend darauf an, dass er so früh wie möglich
erkannt und richtig behandelt wird. Spätestens ab
dem 40. Lebensjahr sollte deshalb jeder einmal jährlich
eine GlaukomFrüherkennungsuntersuchung vom Augenarzt
vornehmen lassen. Nur durch diesen kurzen und schmerzlosen
Test erhält man eindeutigen Aufschluss darüber,
wie es um die eigenen Augen bestellt ist.
Anders als beim Augenoptiker misst der Augenarzt nicht
nur den Augeninnendruck, sondern kontrolliert auch den
Augenhintergrund und den Sehnervenkopf. Wichtig ist dies
vor allem für Menschen, deren Sehnerv besonders empfindlich
ist, so dass er bereits bei einem an und für sich
normalen Augeninnendruck schwer geschädigt sein kann.
Dieses so genannte Normaldruck-Glaukom, das bei bis zu
50 Prozent der Glaukomkranken vorliegt, wird sonst bei
einer einfachen Messung des Augendrucks häufig übersehen.
Ist das richtig,
dass die Glaukom-Früherkennung privat bezahlt werden
muss?
Das ist richtig. Die gesetzlichen Krankenkassen
übernehmen schon seit einigen Jahren die Kosten für
diese Untersuchung nicht mehr. Andererseits sollten die
zirka 20 Euro kein Grund sein, auf diese wichtige Vorsorgemaßnahme
zu verzichten. Dafür ist das Augenlicht einfach zu
wertvoll.
Gibt es Risikofaktoren
für den Grünen Star?
Grundsätzlich ist kein Mensch davor
gefeit, am Grünen Star zu erkranken. Von bestimmten
Faktoren weiß man aber, dass sie das Risiko für
ein Glaukom deutlich erhöhen: Das Alter: Nach überschreiten
des 40. Lebensjahres steigt die Häufigkeit des Glaukoms.
Die Vererbung: Vieles spricht dafür, dass die Veranlagung
für ein Glaukom vererbt wird. Gibt es in der Familie
schon einen Glaukomfall, sollte man besonders wachsam
sein. Andere Erkrankungen: Zuckerkranke oder kurzsichtige
Menschen sind beispielsweise überdurchschnittlich
gefährdet.
Mein Augeninnendruck
ist nur leicht erhöht. Stimmt es, dass ich noch keine
Augentropfen brauche?
Wenn der Augeninnendruck nur geringfügig
über den Normalwerten liegt und die Untersuchung
des Sehnervs und des Gesichtsfeldes ergeben, dass alles
in Ordnung ist, benötigen Sie noch keine Behandlung.
Sie sollten aber regelmäßig zur Kontrolle gehen.
Bei mir wurde vor
einem halben Jahr der Grüne Star entdeckt, seitdem
bekomme ich Augentropfen. Wie lange muss ich die nehmen?
Der Grüne Star ist
eine chronische Erkrankung. Das heißt, Sie müssen
die Tropfen sehr wahrscheinlich lebenslang verwenden.
Mit den Tropfen soll der Druck im Auge wieder auf ein
unschädliches Maß gesenkt werden. In der Regel
klappt das sehr gut, wobei der Erfolg der Therapie regelmäßig
kontrolliert werden muss. In einigen Fällen kann
auch eine Operation helfen. Häufig muss aber auch
danach noch weiter getropft werden.
ich bin schon seit
15 Jahren Glaukom-Patientin. Dreimal täglich muss
ich seither Augentropfen nehmen. Auf die Dauer ist das
sehr lästig, und manchmal habe ich sie deswegen auch
schon ganz weggelassen. Ich habe jetzt gehört, dass
es auch einfacher geht, stimmt das?
Über dieses Problem
klagen viele Glaukom-Patienten. In der Tat gibt es schon
seit einigen Jahren modernere Glaukom-Medikamente, die
den Druck wirkungsvoll oder sogar noch besser senken.
Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Auf keinen Fall sollten
Sie aber ihre Tropfen ganz weglassen, denn das kann dazu
führen, dass die Krankheit weiter fortschreitet.
Meine Augenärztin
hat mir eine neue Untersuchungsmethode empfohlen, die
mit Laserlicht funktionieren soll. Lohnt sich das?
Sehr wahrscheinlich meint
Ihre Ärztin damit die so genannte Retinatomographie
(HRT). Bei diesem Verfahren wird die Netzhaut und der
Sehnervenkopf mit einem Laserstrahl abgetastet. Das ergibt
ein sehr genaues, dreidimensionales Bild des Augenhintergrundes,
mit dem der Arzt seine Diagnose eindeutiger stellen kann.
Vorteilhaft ist die Methode aber insbesondere auch für
die Therapiekontrolle, denn anhand der Fotos kann der
Arzt beobachten, ob die verordneten Medikamente auch den
Erfolg bringen, den man sich erhoffte. Die Retinatomographie
bedeutet also mehr Sicherheit für Patient und Arzt.
Die Untersuchung muss allerdings privat bezahlt werden,
und nicht jeder Augenarzt verfügt über ein solches
Gerät. Meist muss man dazu in ein spezielles Augendiagnostikcenter
(ADC) oder eine Augenklinik gehen.
Mein Augenarzt hat
bei mir eine trockene Makuladegeneration festgestellt
und mir Vitamin-Präparate empfohlen. Was halten Sie
davon?
Bei der Makuladegeneration unterscheidet
man zwei Formen, die trockene und die feuchte. Die trockene
Form ist häufiger und schreitet normalerweise sehr
langsam voran. Ursache sind Ablagerungen auf der Netzhaut
des Auges. Wirkungsvolle Therapien gibt es dafür
leider noch nicht. Durch spezielle Vitamin-Präparate,
die vor allem Lutein und Zeaxanthin enthalten, hofft man
aber, der Krankheit vorzubeugen oder sie zu verzögern.
Das könnte zumindest eine Chance sein, den Krankheitsverlauf
positiv zu beeinflussen.
Wie äußert
sich die altersabhängige Makuladegeneration ?
Die altersabhängige Makuladegeneration
(AMD) verursacht keine Schmerzen. Letztlich nimmt man
die Erkrankung erst dann wahr, wenn bestimmte Ausfälle
im Gesichtsfeld nicht mehr"übersehbar"
sind. Betroffen ist bei der AMD ausgerechnet der Bereich
des schärfsten Sehens auf der Netzhaut, eben die
Makula (auch Gelber Fleck genannt). Ein großer schwarzer
Fleck im Zentrum des Blickfeldes macht Alltagsbeschäftigungen
wie Lesen, Fernsehen, Autofahren praktisch unmöglich.
Erste Anzeichen für eine AMD können sein: Gerade
Linien erscheinen krumm oder gebogen, Buchstaben verschwimmen,
Farben werden schwächer, Flecken tauchen auf und
breiten sich aus, bis sie das ganze zentrale Gesichtsfeld
ausfüllen. Sehr oft ist die Erkrankung in einem Auge
schon weit fortgeschritten, wird aber erst bemerkt, wenn
auch das zweite Auge betroffen ist, das bis dahin die
Ausfälle weitgehend ausgeglichen hatte.
Das Risiko, an AMD zu erkranken, steigt mit dem Alter.
Daneben sind auch andere Faktoren wie Rauchen und die
Vererbung für die Entstehung einer AMD von Bedeutung.
Außerdem trifft es Frauen häufiger als Männer.
Da die Behandlungsmöglichkeiten begrenzt sind, sollte
jeder ab dem 50. Lebensjahr zur eigenen Sicherheit halbjährlich
eine Früherkennungsuntersuchung beim Augenarzt vornehmen
lassen. Dieser kann den Augenhintergrund auf Blutungen,
Flüssigkeitsansammlungen oder typische Ablagerungen
untersuchen.
Mein Sehvermögen
wird aufgrund einer feuchten Makuladegeneration zusehends
schlechter. Was kann ich tun?
In der Tat ist die feuchte Makuladegeneration
meist die gefährlichere Form dieser Krankheit. Sie
ist zwar seltener, sie schreitet aber oft sehr rasant
voran und kann das Augenlicht innerhalb einiger Monate
rauben. Verursacht wird sie durch Blutgefäße,
die sich Auge schon weit fortge- in der Makula der Netzhaut
plötzlich neu bilden, obwohl sie dort nicht hingehören.
Die Makula ist jene Stelle auf der Netzhaut, mit der wir
am schärfsten sehen können. Hoffnungen setzt
man bei der Therapie der feuchten Makuladegeneration im
Augenblick auf neue Medikamente. Lucentis und Macugen
sind seit einitgen Monaten auch in Deutschland zugelassen.
Diese Medikamente werden in regelmäßigen Abständen
in den Glaskörper des Auges gespritzt. Sie stoppen
das Fortschreiten der feuchten Makuladegeneration und
können sie mitunter sogar bessern. Auf Antrag übernehmen
die Krankenkassen die Kosten dieser Therapie.
Kann sich aus einer
trockenen Makuladegeneration auch eine feuchte entwickeln?
Das ist durchaus möglich und passiert
auch nicht selten. Wenn ein Auge von der Makuladegeneration
betroffen ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit relativ
groß, dass irgendwann das zweite Auge ebenfalls
erkranken wird. Um solche Veränderungen rechtzeitig
zu entdecken, sind deshalb regelmäßige Kontrollen
beim Augenarzt sowie die Selbstkontrolle mit dem Amsler
Gitter wichtig.
Mein Arzt hat mir
einen Gittertest für die Makuladegeneration mit nach
Hause gegeben. Was muss ich als Brillenträgerin dabei
beachten?
Der Arnsler-Gitter-Test ist ein Gitternetz
mit Längs- und Querlinien auf einem Blatt l'apier.
Einmal pro Woche sollte man sich jeweils ein Auge zuhalten
und mit dem anderen Auge auf das Gitter schauen. Die Brille
dabei aufbehalten! Erscheinen die Linien gewellt anstatt
gerade, sollten Sie Ihren Augenarzt aufsuchen.
Was halten Sie von alternativen Methoden wie Akupunktur
oder Eigenblutbehandlung bei einer Makuladegeneration?
Die Wirkung dieser alternativen Verfahren
ist wissenschaftlich nicht erwiesen.
Beim Grünen Star (Glaukom)
verengt sich schleichend und meist völlig schmerzlos
dasBlickfeld des betroffenen Menschen immer Mehr. Wenn
nicht rechtzeitig etwas dagegen unternommen wird, kann
dies zur Erblindung führen. (Foto: dpa)
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